#25 Pleiten, Pech und Pannen oder warum auch bei Schafen nicht immer alles perfekt läuft! #Rückblick

29. Dezember 2017. Ein perfekter Tag für einen Rückblick. 2017. Irgendwie schien mich dieses Jahr nicht zu mögen. Studium. Arbeit. Wohnung. Unzufriedenheit im Sport. Gerade der Jahresanfang warf mich immer wieder zurück. Und der von mir sonst so geliebte Frühling wurde ein Frühling, durch den ich mich einfach nur durchkämpfte. Ich hatte genug Aggressionen in mir und musste nur wieder von Neuem lernen, diese auf den Sport zu übertragen – das, was ich eigentlich so ziemlich perfektioniert hatte und weshalb ich 2012 auch ursprünglich mit dem Laufen begann. Frühling. 2017. Nicht mein Jahr. In jedem Jahr zuvor wäre ich wohl nicht so schnell wieder zurückgekommen. Aber dank des Sports, der super Unterstützung vieler Leute, der Erfahrung der letzten Jahre und einfach dem Glauben an mich selbst, kam ich dann doch schnell wieder zurück. Ein Wendepunkt war dabei diesmal überraschenderweise der Herbst. Sonst eine Zeit, in der ich eher melancholisch werde. Aber irgendwie ersetzte diese Jahreszeit so ein klein wenig den Frühling. Firmenlauf war auch der erste sportliche Wettkampf des Jahres mit dem ich komplett zufrieden war und ich später nicht nochmal darüber nachdachte, was mir nicht gepasst hatte. Irgendwie lief ich mir den Frust von der Seele und fand meine gewohnte Lockerheit wieder. Dies übertrug sich dann wie so oft auch auf alle anderen Bereiche.

3.000m Landesmeister im überhaupt erst zweiten 3.000m-Lauf meines Lebens. Gera-Triathlon zum ersten Mal mit 1.500m Kraulen beim ebenfalls erst zweiten Triathlon meines Lebens überstanden. Bleilochlauf 48km als erster Ultralauf. Wings for Life World Run 53,9 km. Erste Halbdistanz Moritzburg Triathlon. Erstes Freiwasserschwimmen. Erste Triathlon-Saison. Dabei gab es echt so viele schöne Ereignisse, die ich aber irgendwie nicht so richtig genießen konnte, da der Kopf zu keiner Zeit frei war…

2017. Sportlich perfekt. Der Rest hätte schlimmer kommen können. Mit etwas mehr Glauben an mich, der Gelassenheit der letzten Jahren, dem sonst vorhandenen Selbstbewusstsein wäre es auch ganz anders gelaufen – aber sei es drum…mein persönliches Jahresrückblick fällt sehr kritisch aus! Diese Kritik richtet sich vor allem an mich! Ich hatte eine Menge Chancen, Möglichkeiten und Optionen! An Plänen, Zielen, Visionen scheitert es bei mir im Normalfall nie. Im Sport setze ich sie um, egal wie es läuft. Das muss ich im privaten Leben auch einfach wieder so übertragen! Wieder eine Menge Lehrgeld gezahlt – aber mindestens genauso viel dazu gelernt…

Der heutige Blog passt ganz gut zum Thema. Es soll ein Rückblick meiner kuriosesten Ereignisse bei Sport-Events seit 2012 aufzeigen. Dabei stellt die folgende Auflistung keine Wertung dar, sondern ich schreibe so wie es mir in den Sinn kommt und ich eventuell aufeinander aufbauen kann…;)
#1 Stadtlauf Dresden 10km am 14.06.2015

Ein Lauf, bei dem ich zum Großteil allein unterwegs und doch zu keiner Zeit ganz allein war. Bei Kilometer 7 hatte ich nach hinten und nach vorn jeweils einen Abstand von etwa 100m zu den folgenden Läufern. Doch der Vordere sollte mir immer näher kommen. Das Besondere an dem Tag war, dass es ein extrem schwüler und heißer Tag war. Etwa 30 Grad. Das war deshalb ungewohnt, weil es in den Tagen und Wochen vorher – so weit ich das richtig in Erinnerung habe – eher regnerisch und nass war. Auf jeden Fall war ich schlecht auf dieses Wetter eingestellt. Und damit war ich an dem Tag nicht allein…ich lief in dieser Phase des Laufes in einem Tunnel. War komplett auf mich fokussiert. Fühlte mich nicht gut und versuchte das Rennen konzentriert zu Ende zu bringen, ohne weitere Schäden zu erleiden. Das ich dem Vordermann dabei immer näher kam, sollte mir dies allerdings um ein tausendfaches erschweren. Als ich an ihm dran war, wollte ich einfach nur in Ruhe hinter ihm herlaufen. Dummerweise verlor ich damit meine Konzentration und geriet außer Tritt. Mein neuer Mitläufer hatte wohl auch so seine Probleme an diesem heißen Tag. Nur wenige Sekunden nach dem ich zu ihm aufgeschlossen hatte, rannte er zwei auf dem Fußweg stehende Papiertonnen um. Hmmm. Spätestens hier hätte ich gewarnt sein sollen, das mit ihm was nicht stimmte. Der Weg war an dieser Stelle mindestens 5m breit. Wir hatte eine komplett gesperrte Straße für uns zu zweit. Und er rannte die Tonnen um. Aber gut. Ich reagierte auch sofort und überholte ihn. Während des Überholens schaute er mich verdutzt an und sagte noch zu mir: „Ganz schön schnell unterwegs. Da kann ich nicht mithalten!“. „Okay!“, dachte ich mir. Um das auszusprechen fühlte ich mich zu schwach. Aber ich musste Abstand von ihm gewinnen. Das scheiterte bereits nach wenigen Metern, als er nun plötzlich im Halbsprint wieder an mir vorbeizog. Häää? Gerade flog er noch über Tonnen. Dann war ihm mein Tempo zu hoch. Und nun? Naja. Was solls. Nun war ich auf jeden Fall völlig raus aus meiner Konzentration und fühlte mich bisschen wie im Irrenhaus. Es dauerte wieder nur wenige Sekunden als er plötzlich um 180 Grad drehte und mir mit den Worten „Wir sind hier falsch. Wir haben uns verlaufen!“ entgegenkam. Klar. Beim Stadtlauf Dresden kann man sich schon mal verlaufen. Alles perfekt abgesperrt. Laufen im Kreis ohne Möglichkeiten irgendwo abzubiegen. Aber an dem Tag war halt alles möglich – und ja, ich drehte mit um und folgte ihm. Warte mal! Warum kommt uns da gerade ein mit dem Kopf schüttelnder Läufer entgegen? Umdrehen! Sofort! Man könnte auch meinen, dass dies ein Manöver von mir gewesen sei, um meinen „Mitläufer“ endgültig los zu werden. Aber leider muss ich ehrlich sagen, dass dies nicht so war! 😀 Ja, er war jetzt weg. Aber geplant war das nicht. Wie ich es ins Ziel packte, weiß ich nicht mehr so genau. Auf jeden Fall reichte es am Ende irgendwie für den 12. Gesamtplatz mit einer Zeit von 39:01 Minuten. Im Ziel selber war ich völlig fertig! Da eine Laufpartnerin Notaufnahme-Zelt musste, begab ich mich auch dahin. Als ich einen kurzen Blick ins Zelt warf, sah ich meinen Mitläufer auf einer Liege liegen…alles klar. Aus diesen Momenten, die wohl gesamt nur 2-3 Minuten dauerten, habe ich auf jeden Fall eine Menge gelernt! So schaue ich mir jetzt immer schon mehrere Tage vor Wettkämpfen die Wetterprognosen an und versuche mich darauf vorzubereiten. Dies kam mir bspw. beim Mainz Marathon 2016 zugute, als es auch plötzlich der heißeste Tag des Jahres werden sollte. Ich trank am Vortag über 5 Liter und achtete verstärkt auf Aufnahme von Vitaminen und Mineralien. Und ich muss sagen, dass ich seit diesem Lauf zu einem extrem starken Warm-Wetter-Läufer geworden bin – allein schon wenn ich an die Bilder und Eindrücke aus Dresden denken muss, weiß ich wie wichtig eine gute Wettkampf-Vorbereitung ist. Auch sollte man niemals die Konzentration im Wettkampf abstellen…womit ich direkt zum nächsten lustigen Ereignis komme.
#2 Karstadt Citylauf Dresden 10km am 19.03.2017

Dresden. Wieder einmal. 😉 Nicht umsonst meine Lieblingslaufstadt. Der Citylauf im März ist für jeden schnellen Läufer ein großes Ereignis. Stark besetzter Lauf. Unterteilung in Elite- und Hauptlauf. Landesmeisterschaften. Ich trainiere auch aktuell bereits zum dritten Mal in Folge auf diesen Lauf hin. Auf jeden Fall waren viele Profiläufer am Start. Neben paar Kenianern unter Anderen auch die beiden Marathon-Olympia-Teilnehmerinnen Lisa & Anna Hahner. ❤ Und Victoria Brandt! ❤ Irgendwie war ich aber extrem nervös und gerade zu Beginn des Laufes viel zu unkonzentriert und abgelenkt. In dem Tempo, in dem ich mich bewege, kommt es eben auch nur selten vor, dass man plötzlich Frauen in der Gruppe hat. Am Ende der ersten Runde gab es auf jeden Fall eine 90-Grad-Rechtskurve mit leichtem Anstieg und einer abgesperrten Baustelle. Logisch, dass ich mich dabei irgendwie ablenken ließ und gegen ein Baustellenschild rannte. 😀 Anders als beim Stadtlauf 2015 konnte ich allerdings nicht auf die Temperaturen schieben. 😀 Aber ja, man muss solche Momente eben auch mal ausnutzen…im Läuferfeld scheint es außer mir auch niemand weiter mitbekommen zu haben. Gut, die anderen schienen konzentrierter bei der Sache zu sein! 😉 10 km in 34:35 Minuten ist aktuell auch meine zweitbeste Zeit über die 10 km. Und zu aller Freude durfte ich auch noch ein paar km zu zweit mit Victoria Brandt laufen – und das ohne weitere Zwischenfälle…
#3 Karstadt Citylauf Dresden 10km am 20.03.2016

Huch. Huhu Dresden! 😀 Klappe die Dritte. Ein Jahr zuvor war ich natürlich auch schon am Start. Damals noch großer Anna-Hahner-Fan und meine erste Begegnung mit ihr auf der Strecke. Auch da lief ich in einer Gruppe bei ihr mit. Zumindest anfangs. Und auch da war ich aufgeregt, nervös und fand nicht mein eigenes Tempo. Spielt bei solchen Läufen aber im Endeffekt auch nicht die entscheidende Rolle. Dafür gibt es genügend andere Wettkämpfe im Jahr! 😉 Ziemlich zu Beginn überholte ich sie auf jeden Fall etwas übermotiviert und ordnete mich vor ihr ein. Wenig später bekam ich einen Tritt in meinen rechten Schuh. Ich verließ die Optimallinie, drehte mich kurz um…und es war ein Tritt von Anna Hahner! 😀 Seitdem fliege ich auf meinen orangenen Nike Lunaracer durch die Gegend…:D Keine große Story – für mich aber ein Moment für die Ewigkeit! ❤
#4 Stauseelauf Oberrabenstein 25 km am 06.09.2015 und 11.09.2016

Stausee Oberrabenstein. Im Normalfall sollte man davon ausgehen, ich würde mich da auskennen. Im Normalfall. 2015. Meine zweite Teilnahme an diesem Lauf über diese Distanz. 2014 noch gefrustet von meiner Zeit, wollte ich erneut 3 Wochen vorm Berlin Marathon angreifen. Der Lauf hat es ziemlich in sich. Viele giftige Anstiege. Treppen. Abwechslungsreich und immer für Überraschungen gut. 2015 war es extrem kalt und regnerisch. Für mich lief es insgesamt gesehen besser als im Vorjahr. Ich lag nach etwa 10 km auf Platz 8. Leider verpasste ich dann einen Abzweig und verlief mich. Dumm nur, dass mir der hinter mir laufende Läufer folgte und ich – obwohl ich mir zu 99%ig sicher war, dass wir uns nicht mehr auf der Strecke befanden – deshalb einfach weiter lief. Nach etwa zwei Kilometer auf der falschen Strecke kamen wir am Krankenhaus Rabenstein an und ich blieb frustriert stehen um ihn zu mir auflaufen zu lassen. Nach kurzem Austausch unseres Frustes trafen wir die Entscheidung, dass wir sofort umkehren müssen. Ja. Hat ja eine Weile gedauert. Aber mein Stolz. Mein Ehrgeiz machte es nicht vorher möglich. Wäre ich vorher umgekehrt und wäre der Weg doch richtig gewesen, dann hätte ich meinen Vorsprung eingebüßt. Dann lieber falsch laufen! Klar. Pffff! Zwei Kilometer wieder zurück machten gesamt vier Kilometer verlaufen. Zwischenzeitlich überlegte ich mir, den Lauf einfach locker zu Ende zu bringen. 4 km waren halt viel. Auf dem Rückweg zur Strecke durfte ich mir auf jeden Fall einiges anhören, was mich aber immer mehr pushte. Und nach dem wir zu zweit dem Ordner ein paar Worte an den Kopf geschmissen hatten, lief ich mir dann tatsächlich den Frust von der Seele und überrollte das Feld von hinten. Für die Top10 reichte es zwar logischerweise nicht mehr, dafür war ich aber trotz des Umweges von vier Kilometern immer noch 8 Minuten schneller als im Vorjahr! Das Verlaufen war im Endeffekt darauf zurück zu führen, dass durch den starken Dauerregen der Pfeil im Wald weggespült war und der da stehende Ordner sich wohl im Tiefschlaf befand. Er reagierte nicht als wir eben einfach gerade aus statt nach links liefen. Im darauffolgendem Jahr verlief ich mich wieder. Allerdings nur um etwa 200m. In dem Fall war ich einfach zu konzentriert und zu schnell und nahm den falschen Abzweig. Ich deutete den Pfeil richtig, aber es gab eben drei Möglichkeiten, die ich in dem Tempo durchgehen musste. 2016 reichte es dann trotz Verlaufens auch für den 3. Gesamtplatz. 2017 konnte ich leider nicht am Lauf teilnehmen. Aber ich möchte wenigstens einmal einen perfekten Stauseelauf ohne Verlaufen hinbekommen. 😉
#5 Glauchauer Herbstlauf 21,1 km am 25.10.2015

An diesem Tag war ich vor dem Start wohl noch komplett verträumt. Auf jeden Fall holte ich gegen 8 Uhr meine Startunterlagen ab und begab mich Richtung Umkleidekabinen. Auf dem Weg dahin traf ich aber noch Leute und unterhielt mich. Dabei gingen wir wie irgendwie immer die Startunterlagen durch. In der Umkleidekabine angekommen, bemerkte ich auf jeden Fall, dass mir meine Startnummer, die ich gerade noch in der Hand hatte, fehlte. Hm. Na sowas aber auch. Wäre auch alles gar nicht so tragisch, wenn diese nicht gleichzeitig einen integrierten Chip für die Zeitmessung haben würde. Ohne Startnummer wäre ich also auf der Strecke nicht registriert und würde ohne Zeit laufen. Also nochmal den Weg abgehen und überlegen, wo ich sie abgelegt haben könnte. Da nicht. Hier nicht. Dort auch nicht. Hm. Nun bin ich wieder an der Startunterlagenausgabe ohne meine Nummer gefunden zu haben. Nicht gut! Was habe ich nur gemacht? Was ist in den letzten Minuten eigentlich passiert? Ich war wohl noch im Tiefschlaf – aber urplötzlich wachte ich auf und war nun hellwach! Was ist hier los?! Ich konnte mich echt nicht erinnern, was ich mit der Startnummer gemacht hatte und wo sie sein könnte. Ich wusste aber, dass ich sie definitiv in der Hand hatte. Nach nochmaligen Absuchens und nicht auffinden der Nummer, meldete ich mich bei den Verantwortlichen. Es wurde keine Startnummer gefunden. Mittlerweile waren es aber auch nur noch 30 Minuten bis zum Start und alle irgendwie im Stress, weshalb mir keiner weiterhelfen konnte. Ich nervte noch ein wenig, bis mir dann ein Jugendlicher Helfer versprach, den Verantwortlichen für die Startnummern zu informieren. Dieser sei allerdings gerade unterwegs und ich solle in 10 Minuten nochmal wieder kommen. Ok. 10 Minuten später war ich also wieder da. Nun war der Jugendliche allerdings nicht da. Klar. Nach kurzem Warten nervte ich also wieder. Der Verantwortliche war da, aber komplett unter Stress. Er meinte, ich solle nochmal in Ruhe suchen und ging wieder. Och nicht doch. In 15 Minuten ist Start. Warmlaufen hatte sich nun so gut wie erledigt. Ich war komplett gestresst. Dies ging jetzt tatsächlich noch etwa 10 Minuten so weiter – ich nervte die unter Stress stehenden Leute und wurde immer wieder abgewiesen. Es lag unter Anderem auch daran, dass man die gleiche Startnummer nicht zweimal ausdrucken konnte und ich sollte mich doch neu anmelden. Plötzlich kam aber der Hauptverantwortliche mit einer handbeschriebenen Startnummer und rettete mir dann doch noch meinen Tag! Auch dieses Ereignis hat mich geprägt – ich achte seitdem immer auf Zeitmess-Chip und Startnummer und lege diese Sachen nirgends mehr unüberlegt ab! Danke auf jeden Fall an die Organisatoren! Es klappte danach alles reibungslos. 🙂
#6 3.000m Leichtathletik-Halle Sportforum Chemnitz am 03.12.2016

Mein erster 3.000er. Und mein erster Wettkampf in der Halle. Auch dieser Lauf sollte mir in Erinnerung bleiben. Irgendwie merkte ich hier, dass ich sonst alles anders mache und mich doch an meine Abläufe gewöhnt habe. Draußen Einlaufen. Dehnung. Lauf-ABC. Steigerungsläufe. Alles wie gehabt. Nur sollte man in der Halle den Hallensprecher und auch die Zeiten bisschen im Blick behalten. Als ich wieder in die Halle kam und mich auf der Zuschauertribüne umziehen wollte, sah ich dass die 3.000m-Starter bereits an der Startlinie standen. Ähm. Nein. Nicht der Ernst? Ich rief runter, dass sie bitte auf mich warten sollten. Nahm fix meine Laufschuhe in die Hand, zog meine lange Hose während des Sprints zum Start einfach ab – ja, ich habe sie an dem Tag auch leider eingebüßt und nie wieder finden können. :/ Kam mit den Laufschuhen in der Hand zur Startlinie gesprintet und wurde erstmal gemustert. Ja, hier bin ich! Hallo! So wie sich die Ultra- oder Marathonläufer irgendwann untereinander kennen, kennen sich natürlich auch die 3.000m-Läufer untereinander. Mich kannte kaum einer – mit dieser Aktion änderte sich dies allerdings schlagartig und ich hatte die Aufmerksamkeit auf mich gezogen. „Wer ist das eigentlich?“ „Ein Marathonläufer. Er wollte mal was Neues probieren.“ Während ich mir die Schuhe anzog, sprach man also bereits über mich. 😀 Schuhe an und schon ging es los. Die letzten 1.200m waren eine der qualvollsten Erfahrungen, die ich jemals gesammelt habe – eventuell auch mal eine Idee für einen Blog, die „qualvollsten Momente“ 😀 – und das trotz Triathlon, Ultra- und Marathonlauf. Aber die Luft in der Halle machte mich fertig. Eine Geruchsmischung aus Schweiß, Pommes und Schnitzel. Trotz vieler Trainingseinheiten im Sportforum war ich darauf nicht vorbereitet. 4. Platz in 9:54 Minuten waren dafür akzeptabel. Auch dank lautstarker Unterstützung auf der Tribüne von Lauf- und Vereinskollegen! 🙂 Zwei Monate später ging ich bei meinem zweiten 3.000er auf Wiedergutmachung und holte mir 9:42 Minuten den Landesmeistertitel bei den Senioren (ab 30 Jahren). Was ich hier gelernt habe? Man sollte sich auf neue Wettkämpfe einstellen und vorher damit befassen wo die Unterschiede zum Gewohnten liegen. Außerdem riss mich das aus meinen sonst gewohnten Wettkampf-Alltag raus und zeigte mir neue Seiten auf. 🙂
#7 Berlin Marathon am 28.09.2014

Die Sehnsucht auf diesen Marathon war enorm. 9 Monate aufgrund eines Ermüdungsbruches außer Gefecht gesetzt und komplett lauffrei gewesen, konnte ich den 2013er-Marathon nur im TV schauen und bekam dabei Sehnsucht. Obwohl ich im Dezember 2013 verletzt war und keiner sagen konnte, wann ich wieder mit dem Laufen beginnen könne, meldete ich mich Dezember 2013 für die 42,195 km in Berlin für das Folgejahr an. Ich brauchte ein Ziel. Statt Laufen war ich dafür bis zu sechsmal in der Woche im Fitnessstudio und arbeitete an meinem Comeback. Beim Aufwärmen versuchte ich es immer wieder auf dem Laufband – aber es wollte einfach nicht gehen! 😦 Immer weiter arbeiten hieß das Ziel! Muskeln aufbauen um den Knochen zu entlasten. Ab April konnte ich dann erstmals wieder Laufen und begann direkt mit der Berlin-Vorbereitung. In Berlin selber war ich dann aber auch an dem Tag selber wohl etwas überfordert und wie so oft vor Wettkämpfen noch im Tiefschlaf. Wir übernachteten bei Freunden und wollten mit der Bahn zum Start fahren. Genug Zeitpuffer hatten wir (Bäcker und ich) zum Glück einberechnet. Dies war auch gut so, denn wir stiegen in die falsche Bahn ein und fuhren direkt in die falsche Richtung. Das Adrenalin stieg. Die Nervosität ebenso. Wenn Chemnitzer allein in der Großstadt sind. Zwar keine große Panne – aber auch diese geht mir nicht mehr aus dem Kopf und hat sich irgendwie eingebrannt…der Marathon lief dann ganz gut wenn man die Verletzung im Vorfeld in Betracht zieht. Allerdings zu wenig für meinen Ehrgeiz, weshalb ich im Folgejahr nochmal an den Start ging und endlich meine Wunschzeit von unter 3-Stunden erreichte. Mittlerweile kaum vorstellbar, dass dies ursprünglich als „meine Endzeit im Marathon“ und als „das ganz große persönliche Ziel im Marathon gelten sollte“…;)
#8 Mainz Marathon am 22.05.2016

Mainz Marathon. Nur dank der Deutschen Hochschulmeisterschaften als Starter für die TU Chemnitz da gelandet. Aber es war wohl der Wettkampf, in dem ich am besten vorbereitet an den Start gehen sollte. Wetterbericht sagte Temperaturanstieg von über 10 Grad voraus. Erstmalig über 30 Grad im Jahr 2016. Ausgerechnet zum Highlight der noch frühen Saison. Wettkampfstrecke komplett dank der TV-Aufzeichnung aus dem Vorjahr angeschaut. Schwierige Streckenabschnitte am Vorfeld schon mal abgelaufen. Über 5 Liter am Vortag getrunken. Training lief perfekt. Das Wetter war an dem Tag der größte Gegner. Aber zum Marathon habe ich ja bereits einen eigenen Blog verfasst (Blog #13 Mainz Marathon). Bei Kilometer 38 war ich auf jeden Fall drauf und dran mich zu verlaufen, als ich an eine Kreuzung kam und kein Ordner mir helfen wollte. Ich war auch gerade dabei falsch abzubiegen, als plötzlich „Komm schon pattex! Hier geht’s lang – gleich geschafft!“-Rufe vom Streckenrand kamen. Bei einem Lauf, bei dem man nicht mit bekannten Leuten an der Strecke rechnet, dann genau an der wichtigsten Stelle doch überrascht zu werden, ist extrem viel wert…danke nochmal Bäcker! 🙂 Der Marathon war so unter diesen Wetterbedingungen schon ein harter Kampf und wäre im Falle eines Verlaufens nur noch härter und brutaler geworden. 2:48 Stunden in Mainz sind aktuell meine drittschnellste Marathonzeit. 🙂 Verlaufen dieser Art gab es mittlerweile öfter, unter Anderem auch beim Dresden Marathon, beim Mitteldeutschen Marathon in Halle/S. oder beim Wüstenbrander Heidelberglauf. Diese bleiben immer irgendwie in Erinnerung. Komischerweise sind die Ordner da meist nicht drauf vorbereitet und reagieren irgendwie gar nicht…
#9 Steinberglauf Chemnitz am 02.06.2017

Der Steinberglauf ist für einen Chemnitzer Läufer ein Lauf, den man unbedingt mal mitgemacht haben muss. Für mich die vierte Teilnahme in Folge (mehr war in meiner kurzen Läuferkarriere auch noch nicht möglich). Nachteil dieses Laufes ist neben des Streckenprofiles der Zeitpunkt der Veranstaltung. Anfang Juni ist es meist extrem heiß. So auch an dem Tag. Außerdem Freitag Abend 18.30 Uhr. Da ist man meist schon fertig vom Tag selber. So war auch ich durch das Wetter ziemlich geschafft und wollte mich beim Nachhause kommen nochmal kurz hinlegen und ein Powernapping von 15 Minuten betreiben. Klar. Könnte klappen. Klappte aber nicht. Ich wachte nach 45 Minuten auf. Uhrzeit: 18:05 Uhr! Problem war nun, das ich wenn ich mich mit Anziehen, aufs Rad setzen und losfahren etwa 20 Minuten brauchen würde. Wenn ich alle Ampeln ignoriere und nix dazwischen kommt. Könnte klappen. Allerdings gab es dann keine Zeit mehr zum Überlegen. Also sofort raus ausm Bett und ab aufs Rad! Egal ob ich jetzt alles habe oder nicht! Ein weiteres Problem war allerdings, dass ich noch gar nicht für den Lauf angemeldet war. Das musste also noch schnell jemand für mich übernehmen. Mein Plan dazu sah wie folgt aus: vom Rad aus meine Laufpartner anrufen. Sie sollten mich fix anmelden und mir die Startnummer bei meiner Ankunft schnell entgegen werfen, während ich Fahrrad anschließe und zum Start sprinte. Klang nach einem Plan. Aber – es musste eben alles gut gehen. Ging es aber nicht! Von vier angerufenen Leuten ging keiner ans Handy. Waren wahrscheinlich alle schon beim Warmlaufen während ich weder gemeldet noch in der Nähe des Wettkampfbereiches war. Puh! Ich durfte nicht anhalten. Und ich durfte nicht nachdenken. Einfach mal machen. Wird schon irgendwie. Tatsächlich. Ich bekam einen Rückruf. Nun schilderte ich hektisch mein Anliegen am Handy während ich in die Pedalen trat. Ich verwies darauf, keinerlei Fragen an mich zu stellen, sondern bitte einfach nur das zu machen was ich sagte. Und tatsächlich. 18:26 Uhr kam ich völlig durchnässt bei etwa 30 Grad am Gelände an. Meine Nummer wurde mir zugeworfen. 18:29 Uhr stand ich an der Startlinie. 18:30 Uhr ging es pünktlich los. Am Ende ein zweiter Gesamtplatz, den ich wohl trotz der Tatsache, dass es kein wichtiger Lauf ist, nie vergessen werde. Danke vor allem an Manuel Eberhardt! 😉
#10 Pfaffenberglauf Hohenstein-Ernstthal 05.04.2014

Eine Story, die mir aufgrund des vorher beschriebenen Ereignisses gerade noch einfällt! 😀 Pfaffenberglauf 2014. Erst kurzfristig von dem Lauf erfahren, wollte ich dann auch ohne Voranmeldung daran teilnehmen und stieg kurzer Hand in den Zug Richtung Hohenstein. Allerdings entschied ich dies so kurzfristig, dass ich nicht mal genau schaute wo der Lauf stattfinden sollte. Ich schaute online noch fix und notierte mir eine Adresse. Daraufhin stieg ich dann auch an dem Bahnhof aus. Allerdings merkte ich schnell, dass da etwas nicht stimmte. Nach Wettkampf sah das hier nicht aus. Im Gegenteil. Ich stand plötzlich vor dem Haus der Veranstalters! 😀 Da hatte ich in der Hektik also tatsächlich die falsche Adresse genommen. Nach mehrmaligen Fragen anderer Leute erfuhr ich, dass der Wettkampfort noch 5 km entfernt sei. Ja klasse. In 45 Minuten geht der Wettkampf los! 😀 Also wieder einen Plan schmieden und Bäcker (zum dritten Mal Erwähnung in diesem Blog – sollte mir zu denken geben 😉 ) anrufen, der Vorort war. Er musste mich nun fix anmelden. Ich selber hatte aber das größere Problem! Ich musste nun bereits anfangen mich warm zulaufen, wenn ich die 5 km noch hinter mich bringen wöllte – und das in Jeanshosen! Wobei! Nein! Ich entschied mich, mich einfach fix schon mal umzuziehen und direkt los zu rennen. Nächstes Problem – mein Handy-Akku war nun müde und mein Handy legte sich schlafen! Ach komme. Wie sooft – Gehirn aus. Nicht mehr nachdenken. Einfach machen! Ich schaffte es irgendwie wieder mal völlig durchnässt pünktlich zum Start. Es sind einfach diese Momente…

Ich könnte noch die ein oder andere Story erzählen, aber irgendwie reicht es jetzt auch…im Endeffekt will ich damit verschiedenen Dinge aufzeigen:

  1. Keiner ist perfekt!
  2. Solche Dinge vergisst man sein Leben nicht!
  3. Diese Momente prägen einen und man kann Rückschlüsse daraus ziehen für die folgenden Wettkämpfe!
  4. Man kann viele dieser Dinge auch auf den Alltag beziehen und anwenden!
  5. Man muss einfach auch mal machen und Entscheidungen unter Druck treffen!
  6. Man muss sich auf andere Leute verlassen können!
  7. Und wenn das alles klappt und am Ende alles gut ausgeht – dann Chapeau auf diesen Moment! 🙂 ❤

In diesem Sinne – sammelt eure eigenen Erfahrungen, macht was Verrücktes und genießt es im Zurückblicken! 🙂

Ansonsten – rutscht gut ins neue Jahr! Wir sehen uns entweder nochmal beim Chemnitzer Silvesterlauf – wenn nicht, dann hoffentlich im Jahr 2018 wieder!

Sport- und mähfrei! 🙂